Erste Notizen
Erste Notizen über die Paulinum Güter stammen aus dem Jahre 1655 und stehen im Zusammenhang mit dem Eintreffen der Jesuiten in Hirschberg. Sie erwarben für 500 Gulden von Balthasar Kohler ein Landgut, das südlich von der Stadt gelegen war. Schnell eingebürgert hat sich daraufhin der neue Name des Gutshofs, Paulinenhof. Er stammt wahrscheinlich vom Vornamen des ersten Ordensvorstehers Paul Kotting. Die Jesuiten, Ritter der Konterreformation, zogen in diese Gebiete auf Anordnung des österreichischen Kaisers. Dieser bemühte sich nach Ende des Dreissigjährigen Krieges um die Stärkung des Katholizismus in Schlesien. Er verlieh dem Orden Landgüter in den strategisch wichtigen Teilen der Region, finanzierte den Bau von Klöstern und Konvents. So war es auch im Fall von Hirschberg.
Nach der Annektierung Schlesiens
Nach der Annektierung Schlesiens durch Preussen, 1740, verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der katolischen Kirche, allen voraus der Ordenschaften. Nach dem Ende des Krieges mit Österreich hielt sich der preussische König, Friedrich II der Grosse, zwar an die Friedensbestimmungen, durch die der katholischen Kirche die Nichtverfolgung ihrer Anhänger sowie die Gestattung der Weiterführung ihrer Organisationen zugesichert wurden.
Dennoch berührten viele seine Entscheidungen die kirchlichen Einrichtungen, vor allem die Orden und nach der in der Dominus ac Redemptor Bulle veröffentlichten Entscheidung des Papstes Clemens XIV vom 21. 07. 1773 über die Aufhebung der Gesellschaft Jesu verliessen die Jesuiten 1774 endgültig den Paulinenhof.
Mitte des 19. Jh.
Mitte des 19. Jh. kaufte der bekannte Hirschberger Fabrikbesitzer Richard von Kramst den Gutshof und die umliegende Güter. Sein Vermögen verdankte er der Tätigkeit in der zu dieser Zeit in Schlesien florierenden Textilindustrie. Gleich nach dem Erwerb der Güter zog er in den Gutshof ein. 1855 beauftragte er den Hirschberger Gärtner Siebenhaar mit der Erstellung einer Parklandschaft auf dem Kreuzberg. Siebenhaar, der Schöpfer der Hirschberger Pflanzenwelt, nutzte die natürlichen Vorzüge der topographischen Lage, die Felsen, den Wald und entwarf eine einzigartige Parkanlage. In dem grossen Park richtete man Spazierwege, Alleen und Aussichtspunkte ein. Die Arbeiten bei der Parkanlage dauerten drei Jahre. Aus den Chroniken geht hervor, dass man während der Aufräumarbeiten auf dem Gelände viele Sporen, Pfeile, Degen und Hufeisen aus der Zeit des Dreissigjährigen Krieges fand. Mit der Zeit hat sich bei den Einheimischen der Name Kramstberg eingebürgert.
Bis 1894
Es lässt sich heute schwerlich eindeutig feststellen, warum sich der Gutsherr erst Anfang der siebziger Jahre des 19. Jh.für den Bau einer neuen Residenz auf dem Kreuzberg entschloss. Die Planung für das Vorhaben übertrug man dem bekannten Architekten Kurt Spate. Mit dem Bau der Villa betraute man die örtlichen Handwerker : den Schmiedeberger Zimmermann Grosser sowie den Hirschberger Maurer Lelande. Sie stellten den Bau 1872 fertig.Das Gebäude war im Stil der deutschen Renaissance gehalten, doch viele Details und Teile der Ausstattung bewirkten, dass es vielmehr einer sächsischen Burg aus dem Mittelalter ähnelte. Die Paulinum – Güter blieben bis 1894 im Besitz der Familie Kramsta.
1906-1930
Neuer Eigentümer des Kramsta – Gutes wurde der geheime Handelsrat Oskar Caro, Generaldirektor und Miteigentümer des Oberschlesischen Unternehmen der Eisenindustrie für Bergbau und Eisenhütten in Kattowitz. Nach seinem Austritt aus dem Vorstand des Unternehmens, 1906, begann Caro mit dem Umbau und der Modernisierung des Schlosses. Er übertrug diese Aufgabe dem Breslauer Architekten Karl Grosser. Es fehlen zwar eindeutige und glaubwürdige Angaben über das Ausmass des Umbaus, vieles spricht jedoch dafür, dass es sich vor allem um Innenarbeiten in der Residenz handelte.
Nach 1930
Nach den Tod des Industriellen, 1931, ging das Schloss in die Hände seiner Erben über und es wurde 1933 an die Deutsche Arbeiterfront DAF verkauft. Da Deutschland immer häufiger Ziel von Bombenangriffen wurde, evakuirte man ab 1943 mehrere Einrichtungen und Produktionsstätten, aber auch Museen und Ausstellungsstätten ins Hirschberger Tal, das zu dieser Zeit noch von den Angriffen verschont blieb. Es ist anzunehmen, dass Paulinum in dieser Zeit, ähnlich wie die Schlösser in Boberstein, Maiwaldau und Schildau, durch verschiedene, hauptsächlich Berliner Wissenschafts - Forschungs – und musealen Einrichtungen als Lagerstätte benutzt wurde.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
Im Semptember 1945 wurde es zur grössten Lagerstätte für in Schlesien wiedergefundene Kunstgegenstände. Hirschberg war neben Schweidnitz das Hauptlager nicht nur für im Krieg geplünderte polnische Kunstsammlungen, sondern
auch für die aus Breslau und Berlin evakuierten Gegenstände.
Die Geschichte des Schlosses nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war anders als die Geschichte der ähnlichen Objekten in Schlesien. Schon im September 1945 diente das Schloss Paulinum als Zentrallager für wiedergefundene schlesische Kunst. Schon bald wurde die ehemalige Kramstresidenz - bereits Lagerstätte für Museumsgegenstände des Kulturministeriums - zum Erholungszentrum für Kunsthistoriker, Archäologen und Museumsmitarbeiter. Direktorin des Schlosses und der Lagerstätte wurde Barbara Tyszkiewicz – die Mutter der berühmten polnischen Schauspielerin Beata Tyszkiewicz.
Nach 1950
1952 wurde das Objekt vom polnischen Militär übernommen und das Schloss wurde in ein Offizierscasino umgewandelt.
Anfang der sechziger Jahre brach in der Residenz ein Brand aus. Das Feuer verschlang das zweistöckige Mansardendach, einen Teil des Treppenhauses sowie die Decke des Dachgeschosses. Beim nahezu sofortigen Wiederaufbau wurde recht wenig auf die Erhaltung des bisherigen Aussehens geachtet.
Gegenwärtig
Mitte der neunziger Jahre, nachdem die Kaserne aufgelöst wurde, ging das Schloss in den Besitz der Agentur für Militärgut über. 2002 wurde die gesamte Schloss – und Parkanlage von der Paulinum – Gesellschaft aufgekauft, die eigens zur Restaurierung und Umgestaltung des Objekts in ein Hotel der Luxusklasse gegründet wurde.